Claudia Haak 

Partnerschaft



In unserem normalen Leben, in unserer gewohnten Umgebung, in unserer vertrauten Beziehung nehmen wir den Augenblick kaum noch wahr. Wir vermeiden alles Mögliche, das wir bereits irgendwann einmal als schlecht oder schmerzlich erfahren haben. Wir träumen von allem Möglichen, das es noch zu erreichen gilt, weil dort unser Glück auf uns wartet. Wir haben alle möglichen Urteile und Vorstellungen, wie etwas zu sein hat. Das Ergebnis ist: Wir haben unsere Partnerschaft zu Tode geplant und jegliche Lebendigkeit wegkontrolliert. Wir haben uns mit all unseren alten Ängsten und Ansprüchen gegenseitig so lange gelähmt, bis wir uns einander zwar einigermaßen sicher, dafür aber von jeglichem natürlichen Fluss abgeschnitten haben. Wir leben nicht mehr mit dem Menschen an unserer Seite, sondern mit unserem Bild von einem Partner – dem der Mensch an unserer Seite nur leider nicht gerecht wird.

Manchmal können wir dieses fast magische Phänomen – dieses Spiel, das unser Geist mit uns treibt – auch im Zeitraffer mit einem Geliebten erleben.

Heilungsstrategien für Partnerschaften
Gib deine ganze Liebe, deine ganze Aufmerksamkeit und Neugierde deinem Partner zurück. Verbinde dich innerlich von ganzem Herzen mit ihm und konzentriere dich vierzehn Tage lang auf die Eigenschaft, nach der du dich sehnst. Glaube daran, dass du sie in deinem Partner entdecken kannst – und dein wahrer Partner wird sie entwickeln.

Wenn wir uns als Erwachsene nicht binden können, geht es immer um ungeheilte Kindheitstraumen.
Höre auf, unabhängig zu sein. Weißt du, was schlimmer ist als Abhängigkeit? Die Antwort lautet: Unabhängigkeit – weil sie der permanente Versuch ist, nicht abhängig zu sein.

Trennung führt selten zur Lösung. Trennung führt meist nur zur Verlagerung des eigentlichen Problems.

Egal, weswegen wir gegangen sind: weil unsere Grenzen übertreten wurden, wir nicht genug bekommen haben, wir belogen und betrogen, weil wir kontrolliert und verurteilt wurden – die Trennung sorgt einen Moment lang dafür, dass wir bekommen, was uns fehlte. Vielleicht kam sie scheinbar überraschend bedrohlich oder endlich erlösend. Wenn wir allerdings genau hinschauen, dann kommt die Trennung in Wahrheit immer dann als Helferin in unser Leben, wenn wir aus eigener Kraft nicht in der Lage waren, bestimmte Qualitäten und Fähigkeiten in uns selbst aufzubauen.

Trennung aus vollem Herzen bedeutet, dass wir den Abstand zum Partner bewusst nutzen, um uns zu stärken und ihn von diesem sicheren Terrain aus anzunehmen lernen. Das klingt paradox, aber wir können uns nur wirklich weiterentwickeln und von altem Groll lösen, wenn wir mit den Ex-Partnern Frieden finden. Sie haben uns an die schmerzende Stelle geführt, sie haben die Wunde vielleicht vertieft – aber sie haben sie nicht verursacht. Die Trennung diszipliniert uns – wie gesagt – in den meisten Fällen nur zu den Schritten, die wir in der Verbindung hätten tun müssen, aber unterlassen haben. Getrennte Gluckenmütter werden gezwungenermaßen zu selbständigen Frauen. Getrennte Gastväter und Besuchs-Ehemänner werden am Wochenende auf sich zurückgeworfen und herausgefordert, ihren Kindern einfühlsamere und verantwortungsbewusste Väter zu werden. Auf diesem Weg werden wir zu Ehrlichkeit unserer eigenen Begrenztheit gegenüber und zu Wachstum gezwungen, auch wenn wir dies häufig erst rückblickend erkennen können. In der Entflechtung finden wir unsere Selbständigkeit und gegenseitige Achtung wieder – können wir üben, die Vorhand sicher übers Netz zu bekommen.

Wie in allen anderen Facetten von Beziehung geht es auch in der Trennung am Ende nur um eins – lieben lernen. Die Trennung ist die größte Herausforderung an unsere Liebe.

Nur in dem Maße, in dem wir das Verhalten unseres ehemaligen Partners verstanden und seine Begrenztheit erkannt haben, in dem Maße, in dem wir nicht mehr von ihm brauchen, als er in der Lage ist zu geben, in dem Maße, in dem wir ihm vergeben konnten – am Ende in dem Maße, in dem wir unseren Frieden mit ihm finden und unser Herz wieder für ihn öffnen können, können wir uns wirklich von ihm lösen, sind wir wahrhaft frei für eine neue Begegnung. Und: Nur in dem Maße, in dem wir unseren Ex-Partner wirklich in Liebe loslassen, können unsere Kinder Frieden und Halt finden und mit ausreichender innerer Verwurzelung in ihrer eigenen männlich-weiblichen Ganzheit gedeihen.

Wenn wir etwas überwinden wollen, dann müssen wir es zuerst einmal annehmen.

Es geht darum zu lieben – auch wenn wir uns trennen. Liebe ist das Gegenteil von Abhängigkeit. Liebe ist frei – sie braucht niemanden, sie will nur lieben. Lieben heißt anzunehmen, was ist.

Es gilt nichts da draußen zu finden, was uns aus unserer Unzufriedenheit und unserer Leere, von unserer Suche und unserem Schmerz befreien könnte – kein Partner, keine Beziehung, kein Erfolg und kein Besitz. Jeder Versuch, den Richtigen zu finden, führt uns nur weiter weg von unserer Möglichkeit, das Richtige zu ent-decken. Um mit einem weisen Mann zu reden: Alles, was wir durch unsere Suche finden können, ist neue Suche.