Claudia Haak 

Kolumne



Urlaub – die schönste Zeit des Jahres?!
Eigentlich gehöre ich ja zu den „Erwarte-nichts-dann-wirst-du-auch-nicht-enttäuscht“-Typen, aber eben auch nur „eigentlich“, denn genau genommen erwarte ich immer nur das Beste, natürlich um dann meistens enttäuscht zu werden.
Texel 2011: Mit dabei mein Nordlicht-Göttergatte, der eine Hurtigruten-Seereise immer einem Trip in den Süden vorziehen würde, sowie unser fünfzehnjähriger pubertärer Null-Bock-Sohn. Während mir Sonne im Urlaub unendlich wichtig ist, denn sie wärmt meine Seele, meinen Körper und mein Herz, ist den Männern aus zuvor genannten Gründen selbige total egal. Meinen Sohn hätte man auch zwei Wochen in eine Dunkelkammer mit Cola, McDonald-Lieferservice und Laptop mit Internetanschluss einschließen können. Die Welt im Netz und er mittendrin. Soweit so ungut!
Es fing bei der Hinfahrt schon gut an. Kaum hatten wir die holländische Grenze überquert gab es Baustellen in Hülle und Fülle. Kilometerlang. Die Krönung war eine einspurige Baustelle von 9 km Länge. Stau gratis. Zwischendurch dachte ich, mein Mann steigt aus und vergeht sich an einem dieser Schilder, die einen darauf hinweisen, dass man leider erst einen Kilometer in knapp 30 Minuten geschafft hat. Man muss dazu sagen, Stau und mein Mann sind nicht kompatibel. Never! Und wehe jemand kommt ihm mit blöden Sprüchen in der Art „Mein Gott, wir haben doch Zeit, schließlich haben wir Urlaub und keiner drängt uns“. Dann schreit er wütend rum, dass er bisher ja völlig entspannt gewesen wäre, eben bis genau diese blöde Baustelle ihm den Rest gegeben hat. So schnell geht das! Eben noch völlig entspannt und schwups – unentspannt. Mein Sohn nickte in kollektivem Einvernehmen auf der Rückbank mit dem Kopf und fügte noch hinzu: „Mama, deine Sprüche kannst du dir echt sparen, die will nämlich keiner hören.“ Auch schön. Muss einem ja mal gesagt werden, so am Anfang eines Urlaubs. Hebt die Stimmung. Das sind immer wieder diese Momente, wo ich mich frage, wieso ich mir dies Jahr für Jahr antue. Das Leben könnte so schön sein. Entspannt eben.

Bei unserer Ankunft gab es als Begrüßungsgeschenk leichten Nieselregen begleitet von einem stürmischen Wind. Und ich hatte gedacht, diese Art Urlaub hinter mir gelassen zu haben, erinnere ich mich doch an die Hollandurlaube als die Kinder klein waren. Bei Windstärke 7-8 am Strand eine Strandmuschel aufbauen lässt einen knapp an einer längerfristigen Ehekrise vorbeischrammen. Ich erinnere mich auch an Familienfahrradtouren mit Ganzkörperregenbezug bei Dauerregen und Gegenwind mit der Bemerkung meines Mannes „die Luft tut einem hier echt gut“. Braucht kein Mensch! Möge Radfahren bei Gegenwind und Dauerregen der Volkssport der Holländer sein, meiner ist es nicht und wird es nie werden.

Meine Idealvorstellung eines entspannten Urlaubs sieht ungefähr so aus: Sonne satt, schöner Strand, tolles Meer, leckeres Essen und relaxen bis die Langeweile kommt. Im Urlaub bin ich gerne Luxusweibchen. Zugegeben. Das Leben ist ansonsten ja auch hart genug und es wird einem nichts geschenkt.
Leider kollidiert diese Urlaubsversion mit den Idealvorstellungen eines Urlaubs meines Mannes, die da lauten: Bewegung an der Luft, egal bei welchem Wetter und…ganz wichtig…Urlaub für den kleinen Geldbeutel. Wenn man schon das ganze Jahr spart, dann darf man sich das im Urlaub nicht abgewöhnen. Meiner Meinung nach hat das was von „nur gucken nicht anfassen“ und passt mir absolut gar nicht. Daher kollidieren mein Mann und ich bereits in der Vorplanung. Leider setzt er sich seit Jahren mit seinen Vorstellungen durch, denn ich bin anpassungsfähig und habe keine Lust auf Konflikte. Tja, das hatte ich nun davon. The same procedure as every year!

Die erste Woche verlief wettertechnisch wie folgt: Wind mit Regen oder Regen ohne Wind oder Sonne mit Regen und Wind oder Sonne und starker Wind, der den Sand aufpeitschte, so dass man nicht am Strand liegen konnte. Zum darauffolgenden Wochenende kamen dann tatsächlich Sommergefühle auf, denen wir natürlich nicht trauten, denn bisher hielt Sonne und trockenes Wetter nie mehr als eine halbe Stunde. Also latschten wir völlig unvorbereitet zum Strand. Mein Mann hatte es noch nett in die Worte gepackt: „Und fang jetzt bloß nicht an, das ganze Strandgedöns einzupacken. Wir gehen einfach nur zum Strand und bleiben dort solange sich das Wetter hält.“ Gut, wie bereits erwähnt, ich kann mich ja anpassen. Für mich hatte ich alles Notwendige gepackt. Die Männer mussten halt so klarkommen. Waren ja alt genug. Eine halbe Stunde nach Ankunft stöhnte unser Filius ihm sei warm und er wäre jetzt schon gerne im Wasser, aber…die Badehose fehlte ja. Meinem Mann ging es nicht anders. Mist aber auch. Nun musste er den langen Weg zweimal gehen. Mein Sohn hatte dann noch ein Badehosenproblem der ganz anderen Art. Er hatte die Badehose vom Vorjahr als auch eine zu kleine Badehose vom Vorvorjahr eingepackt. Grund: Ich hatte darauf bestanden, dass er zwei Badehosen mitnimmt, er hatte aber keinen Bock sich eine zu kaufen und dachte sich, Hauptsache zwei Badehosen liegen im Koffer, dann meckert meine Mutter nicht. Der Junge ist leider genauso konfliktscheu wie ich! Der Schuss ging allerdings leider nach hinten los, denn, er hatte nun Sorge, sein Vater würde die falsche Badehose schnappen und mit zum Strand bringen. Die Energie folgt ja immer der Aufmerksamkeit und natürlich war es die Falsche. Ich hätte mich wegschmeißen können vor Lachen, als er verzweifelt versuchte in die Badehose zu kommen. Er schaffte es tatsächlich, lediglich das Atmen fiel ihm schwer und beim Wellenjumping musste er aufpassen, aber was einen nicht umbringt, härtet einen ja bekanntlich ab. Abends hatten wir dann alle einen fetten Sonnenbrand, aber die Stimmung war gut.

Am nächsten Morgen wieder Einheitsgrau und keine Lust auf gar nichts, außer nach Hause zu fahren. Die Krönung schlechter Laune gab es für die Männer dann beim Sky-Livestream, dank der Internetkarte meines Sohnes. Der 1.FC Köln verlor 5:1 gegen Schalke. Betretenes Schweigen, gefolgt von Sarkasmus und lautem Geschimpfe: „Scheiß Verein - Scheiß Trainer - Scheiß Wetter."  „Scheiß Urlaub!“, fügte ich hinzu, denn draußen regnete und stürmte es heftig.

Die zweite Woche war dann ganz passabel. Der Wetterfrosch würde sagen: wechselhaft und windig, ab und an Schauer mit sonnigen Abschnitten bei 17-20 Grad.

Und nach dem Urlaub ist vor dem nächsten Urlaub, der definitiv anders werden musste um besser zu sein.