Kolumne
Eigentlich gehöre ich ja zu den „Erwarte-nichts-dann-wirst-du-auch-nicht-enttäuscht“-Typen, aber eben auch nur „eigentlich“, denn genau genommen erwarte ich immer nur das Beste, natürlich um dann meistens enttäuscht zu werden.
Texel 2011: Mit dabei mein Nordlicht-Göttergatte, der eine Hurtigruten-Seereise immer einem Trip in den Süden vorziehen würde, sowie unser fünfzehnjähriger pubertärer Null-Bock-Sohn. Während mir Sonne im Urlaub unendlich wichtig ist, denn sie wärmt meine Seele, meinen Körper und mein Herz, ist den Männern aus zuvor genannten Gründen selbige total egal. Meinen Sohn hätte man auch zwei Wochen in eine Dunkelkammer mit Cola, McDonald-Lieferservice und Laptop mit Internetanschluss einschließen können. Die Welt im Netz und er mittendrin. Soweit so ungut!
Die erste Woche verlief wettertechnisch wie folgt: Wind mit Regen oder Regen ohne Wind oder Sonne mit Regen und Wind oder Sonne und starker Wind, der den Sand aufpeitschte, so dass man nicht am Strand liegen konnte. Zum darauffolgenden Wochenende kamen dann tatsächlich Sommergefühle auf, denen wir natürlich nicht trauten, denn bisher hielt Sonne und trockenes Wetter nie mehr als eine halbe Stunde. Also latschten wir völlig unvorbereitet zum Strand. Mein Mann hatte es noch nett in die Worte gepackt: „Und fang jetzt bloß nicht an, das ganze Strandgedöns einzupacken. Wir gehen einfach nur zum Strand und bleiben dort solange sich das Wetter hält.“ Gut, wie bereits erwähnt, ich kann mich ja anpassen. Für mich hatte ich alles Notwendige gepackt. Die Männer mussten halt so klarkommen. Waren ja alt genug. Eine halbe Stunde nach Ankunft stöhnte unser Filius ihm sei warm und er wäre jetzt schon gerne im Wasser, aber…die Badehose fehlte ja. Meinem Mann ging es nicht anders. Mist aber auch. Nun musste er den langen Weg zweimal gehen. Mein Sohn hatte dann noch ein Badehosenproblem der ganz anderen Art. Er hatte die Badehose vom Vorjahr als auch eine zu kleine Badehose vom Vorvorjahr eingepackt. Grund: Ich hatte darauf bestanden, dass er zwei Badehosen mitnimmt, er hatte aber keinen Bock sich eine zu kaufen und dachte sich, Hauptsache zwei Badehosen liegen im Koffer, dann meckert meine Mutter nicht. Der Junge ist leider genauso konfliktscheu wie ich! Der Schuss ging allerdings leider nach hinten los, denn, er hatte nun Sorge, sein Vater würde die falsche Badehose schnappen und mit zum Strand bringen. Die Energie folgt ja immer der Aufmerksamkeit und natürlich war es die Falsche. Ich hätte mich wegschmeißen können vor Lachen, als er verzweifelt versuchte in die Badehose zu kommen. Er schaffte es tatsächlich, lediglich das Atmen fiel ihm schwer und beim Wellenjumping musste er aufpassen, aber was einen nicht umbringt, härtet einen ja bekanntlich ab. Abends hatten wir dann alle einen fetten Sonnenbrand, aber die Stimmung war gut.
Am nächsten Morgen wieder Einheitsgrau und keine Lust auf gar nichts, außer nach Hause zu fahren. Die Krönung schlechter Laune gab es für die Männer dann beim Sky-Livestream, dank der Internetkarte meines Sohnes. Der 1.FC Köln verlor 5:1 gegen Schalke. Betretenes Schweigen, gefolgt von Sarkasmus und lautem Geschimpfe: „Scheiß Verein - Scheiß Trainer - Scheiß Wetter." „Scheiß Urlaub!“, fügte ich hinzu, denn draußen regnete und stürmte es heftig.
Die zweite Woche war dann ganz passabel. Der Wetterfrosch würde sagen: wechselhaft und windig, ab und an Schauer mit sonnigen Abschnitten bei 17-20 Grad.
Und nach dem Urlaub ist vor dem nächsten Urlaub, der definitiv anders werden musste um besser zu sein.